Unsere Sonne ist – mit ganz wenigen Ausnahmen (Stichworte: z.B. Staubstürme auf dem Mars oder die obere Jupiteratmosphäre) – das einzige astronomische Beobachtungsobjekt für den Amateurastronomen, das jeden Tag (teilweise sogar im Minutentakt, Stichwort: Protuberanzen) Veränderungen und gelegentlich ein völlig neues Bild zeigt. Alle auf der Sonne beobachtbaren Strukturen finden ihren Ursprung im Magnetfeld der Sonne.
Die Beobachtung der Sonne erfordert – zumindest im so genannten „Weißen Licht“ (Kontinuum) – keine besonderen instrumentellen Anforderungen und auch kein sonderlich teures Zubehör. Kleine Teleskopöffnungen sind für die Beobachtung vieler solarer Strukturen ausreichend. Nach knapp 50 Jahren Sonnenbeobachtung möchte Ihnen der Autor einen Überblick über all die Phänomene geben, die der Amateurastronom auf der Sonne beobachten kann und Ihnen Lust auf das spannende Gebiet der Sonnenbeobachtung zu machen.
Für den Amateurastronomen kommen nur drei spektrale Bereiche für die Beobachtung in Frage. Es sind die Wellenlängen von 393.4,- 540- und 656.28 Nanometer (Stichwort: Wellenlänge des Lichts [1]), die die Erdatmosphäre problemlos passieren lässt.
Schaut man sich diese drei Spektralbereiche etwas genauer an, so sieht man die Sonne sozusagen als eine Art Zwiebelschalenmodell – und damit auch temperaturgeschichtet – übereinander aufgebaut. Bedingt durch Druck und Lage der Magnetfelder können sich diese Schichten aber auch vermischen.
Sie finden hier Beispielbilder für jede einzelne solare Struktur, die in bestimmten Wellenlängen, für den Amateur beobachtbar ist – einschließlich einer kurzen Beschreibung zur Physik der entsprechenden Strukturen. Zusätzlich geben wir Ihnen hier direkte Links zu dem für die Beobachtung erforderlichen Baader Zubehör.
Kontinuum:
Die unterste Schicht bildet dabei die so genannte Weißlichtsonne. Normalerweise wird dabei im visuellen Spektralbereich zwischen ca. 400 bis knapp 700 Nanometer beobachtet, indem auch das Auge empfindlich ist. Diese Schicht der Sonne wird auch als Photosphäre bezeichnet. Sie ist nur ca. 400 Kilometer mächtig, und aus ihr wird ein Großteil des Lichts emittiert. Die Photosphäre hat eine Temperatur von ca. 5.500 Grad Celsius. Schichten unterhalb der Photosphäre (Konvektionszone) sind dem Amateurastronomen zur Beobachtung NICHT zugänglich.
>>Solare Strukturen, beobachtbar im Kontinuum
>>Baader-Zubehör für die Sonnenbeobachtung
Kalzium
ÜBER der Photosphäre liegt das Kalziumbild der Sonne. Da bei einer Wellenlänge von 393.37 Nanometer sehr wenig Licht emittiert wird, muss sehr engbandig gefiltert werden (1 bis 2 Å), da ansonsten das Kalziumbild vom Licht der Photosphäre (Kontinuum) völlig überstrahlt wird.
In diesem Spektralbereich ist das menschliche Auge praktisch blind, und es kann NUR fotografisch beobachtet werden.
Diese Gasschicht ist ebenfalls sehr dünn und reicht nur bis auf eine Höhe von ca. 500 Kilometer über die Photosphäre. Sie bildet sozusagen eine Übergangsschicht zwischen der oberen Photosphäre und der unteren Chromosphäre.
>>Solare Strukturen, beobachtbar im Klaziumlicht
>>Baader-Zubehör für die Sonnenbeobachtung
H-Alpha
ÜBER dem Kalziumbild liegt die H-alpha Sonne bei genau 656.28 Nanometer. Diese Gasschicht wird auch Chromosphäre (Chromos, griech. = Farbe) genannt. Sie ist einige tausend Kilometer mächtig und bildet in der äußeren Chromosphäre den Übergang zur Sonnenkorona, deren Beobachtung nur noch ausschließlich bei totalen Sonnenfinsternissen möglich ist.
Bis in die 60ger Jahre des letzten Jahrhunderts ließen sich Teile der inneren Korona mit Spezialfiltern auch noch außerhalb von Sonnenfinsternissen durch Amateure beobachten. Dies ist in heutiger Zeit und durch die stetig zunehmende Luftverschmutzung nicht mehr möglich.
Die Temperatur der äußeren Chromosphäre liegt schon bei einigen zehntausend Grad Celsius und steigt dann in der Korona bis auf 1 bis 2 Millionen Grad an.
Die H-alpha Sonne ist der spannendste Bereich der Sonnenbeobachtung für den Amateur, denn hier kann er strukturelle Veränderungen im Minutentakt beobachten. Wer einmal „live am Okular“ den Aufstieg einer eruptiven Protuberanz auf eine Höhe von mehreren Hunderttausend Kilometer beobachtet hat, wird dies wohl nie wieder vergessen.
>>Solare Strukturen, beobachtbar im H-alpha-Licht